Das Feuerwehrgerätehaus – der Dreh- und Angelpunkt

Das Feuerwehrgerätehaus ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt einer jeden Feuerwehr. Meist von weitem durch die großen Fahrzeugtore erkennbar, dient der funktionale Bau dazu, den Einsatzkräften das Ausrücken im Alarmfall zügig zu ermöglichen.

Von außen betrachtet wirken diese Gebäude meist schlicht und eckig, in ihnen steckt jedoch eine Menge Technik und bauliche Besonderheiten, die man so in anderen Bauten nicht findet. Und damit ist nicht die „Rutschstange“ gemeint, die es ausschließliche in FeuerWACHEN gibt. Unterschied ist, dass Feuerwachen rund um die Uhr von Berufsfeuerwehrleuten besetzt sind, während Feuerwehrgerätehäuser im Einsatzfall von ehrenamtlichen Bürger:innen von zu Hause oder der Arbeit angefahren werden, die sich dort umziehen und die Einsatzfahrzeuge besetzen.

Die örtliche Lage / Gefahren bei An- und Abfahrtswegen

Ein Beispielbild für sich kreuzende Wege bei der Anfahrt zum Feuerwehrgerätehaus. Quelle: HFUK

Die Besonderheiten beginnen bereits bei der Lage innerhalb eines Ortes. Diese sollte zentral gewählt sein um die An- und Abfahrtswege im Ort möglichst kurz zu halten. Bei den Zufahrten muss sehr genau darauf geachtet werden, dass sich die Wege der ankommenden Feuerwehrmitglieder in ihren privaten PKWs, auf dem Fahrrad oder zu Fuß nicht mit den ausrückenden Einsatzfahrzeugen kreuzen. Hierfür gibt es strikt einzuhaltende Vorgaben der Hanseatischen Feuerwehrunfallkasse (HFUK), die für den Versicherungsschutz einer Feuerwehr verantwortlich ist, ähnlich einer Berufsgenossenschaft.

Am Gerätehaus angekommen, erfolgt das Umziehen in entsprechende Einsatzschutzkleidung. Hier gilt es wenig Zeit zu verlieren und die Wege kurz zu halten. Außerdem ist eine Trennung beim umziehen zwischen Männern und Frauen obligatorisch. Die weiteren Wege zu den Fahrzeugen und das losfahren sind ebenfalls so optimal wie möglich zu gestalten, denn kaum wo anderes gilt, dass „jede Sekunde zählt“!

Unser höchstes Gut – die Gesundheit

Um mit einer Redensart weiter zu machen; „nach dem Einsatz, ist vor dem Einsatz“. Damit beim nächsten Alarm Kleidung, Fahrzeuge und Gerätschaften wieder voll einsatzbereit sind, gilt es nach der Rückkehr von einem Einsatz sämtliches Equipment zu reinigen und aufzufüllen. Da die Feuerwehr meist dann alarmiert wird, wenn es „gewaltig schief läuft“, kommt die Technik und auch das Personal häufig mit zum teil gesundheitsschädlichen Stoffen in Berührung. Auch wenn der Körper durch die Einsatzschutzkleidung oder Atemschutzgeräte vor diesen Stoffen bestmöglich geschützt wird, haften sie weiter an Gerätschaften und in der Einsatzkleidung. Daher Bedarf die Handhabung und Reinigung dieser kontaminierten Gegenstände einer sehr hohe Aufmerksamkeit.

Schwarz-Weiß-Trennung

Man spricht hier von der „schwarz-weiß Trennung“. So gilt es, bei der Planung von Feuerwehrgerätehäusern darauf zu achten, dass Verkehrswege auch nach dem Einsatz sinnvoll zu nutzen sind. Durch den Einsatz verschmutzte Fahrzeuge und deren Equipment werden zunächst in eine separate Waschhalle gefahren, dort gereinigt und anschließend zurück auf ihren sauberen Stellplatz gestellt. Und ja, diese Reinigungsmaßnahmen müssen auch nachts um 04:30 Uhr bei -5 Grad sofort durchgeführt werden, daher ist eine Waschhalle mit ausreichend Platz rund um das Fahrzeug erforderlich.

Einfach erklärt: Schwarz-Weiß-Trennung / Einsatzstellenhygiene bei der Feuerwehr

Noch viel wichtiger ist die „Schwarz-Weiß Trennung“ bei den Feuerwehreinsatzkräften. Da giftige Rauchgase nicht nur über den Mund und die Nase eingeatmet werden können, sondern auch durch offene Poren in der Haut direkt in den Körper gelangen, gilt es grundsätzlich alles dafür zu tun, dass die Einsatzkräfte, auch nach dem Einsatz bestmöglich geschützt werden. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass die kontaminierte Einsatzkleidung nach getaner Arbeit schnellstmöglich abgelegt wird und die Einsatzkraft duschen kann. Hierfür ist baulich eine Schleuse vorgesehen, in der die noch kontaminierte Restkleidung, denn die Einsatzschutzkleidung wird bereits an der Einsatzstelle ausgezogen und luftdicht verpackt, ausgezogen und abgelegt werden kann. Von dort geht es direkt in die Dusche und durch eine weitere separate Tür zurück in die „saubere“ Umkleidekabine mit den privaten Klamotten. Die kontaminierte Einsatzkleidung geht luftdichtverpackt in eine externe spezielle Reinigung.

Witzig verpackt, ist dieser Prozess in dem Video der HFUK oben nachgestellt.

Umfangreiche Anforderungen an ein Feuerwehrgerätehaus

Natürlich gibt es neben den oben beschrieben Fahrzeughallen und Umkleiden noch weitere notwendige Räume, wie einen Schulungsraum, eine Jugendfeuerwehrraum, einen Funkraum, Lagerflächen, eine Küche zur Verpflegung von Einsatzkräften bei längeren Einsätzen, Büros, eine Werkstatt uvm.

Die Anforderungen an ein Feuerwehrgerätehause sind sehr umfassend und müssen bei der Planung und dem Bau frühzeitig bedacht werden.


Das derzeitige Feuerwehrgerätehaus

Unterm Strich kann man zusammenfassen, dass das derzeitige Feuerwehrgerätehaus in Aumühle nahezu keinem der oben genannten Anforderungen entspricht. Angefangen bei den sich kreuzenden Laufwegen zwischen an- und abrückenden Einsatzkräften über die Umkleide, die in einer ehemaligen Fahrzeugremise untergebracht ist und die weder eine Trennung zwischen Frauen und Männern hat, noch eine Möglichkeit bietet, sich an kalten Tagen in einem beheizten Bereich umzuziehen, bis hin zu keiner baulichen Schwarz-Weiß-Trennung. Auf die beengten Platzverhältnisse wurde dabei noch gar nicht eingegangen. Das Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20), streift beim Ein- und Ausfahren in die Fahrzeugremise auf beiden Seiten mit den Außenspiegeln die Dichtlippen des Hallentores. An eine Abgasabsauganlage ist überhaupt nicht zu denken. Deshalb stinkt es auch noch Minuten nach dem Ausfahren eines Fahrzeuges im Schulungsraum des Obergeschoßes nach Abgasen. Die Liste könnte noch lange weitergeführt werden…

Die Grundmauern des heutigen Gerätehause stammen zum Teil noch vom ursprünglichen Bau von 1905. Die weiteren Remisen aus dem Jahr 1965. Seit dem musste jedes Mal wenn ein neues Fahrzeug beschafft wurde, das Feuerwehrgerätehaus aufwendig umgebaut werden, zuletzt 2015.

Fahr- und Laufwege am derzeitigen Feuerwehrgerätehaus

Planung des Neubaues

Die Gemeinde Aumühle hat bereits vor einigen Jahren die Notwendigkeit erkannt, dass weitere Umbaumaßnahmen am vorhandenen Feuerwehrgerätehaus nicht zielführend sind. Denn nicht nur die Hanseatische Unfallkasse bemängelt seit vielen Jahren die sehr engen Platzverhältnisse und Laufwegskreuzungen, die ein erhebliches Unfallpotential darstellen. Auch die Wehrführungen der letzten Jahrzehnte haben bei der Gemeinde immer wieder diverse nicht länger tragbaren Umstände bemängelt.

Aus diesem Grund hat die Gemeinde Aumühle, als Träger der Freiwilligen Feuerwehr, eine Arbeitsgruppe gebildet, die den Auftrag erhielt, das gesamte Gelände Bergstraße 9-11 zu betrachten und dabei auch ein neues Feuerwehrgerätehaus nach heutigen Standards zu planen.

Nachdem die Gemeinde Aumühle das vorne an der Bergstraße liegende Grundstück erworben hatte, erfolgte die Änderung des B-Planes in diesem Bereich. Dabei wurde viele Abwägungen getroffen, an welchem Standort ein Feuerwehrgerätehaus optimal wäre. Zunächst war auch ein Bereich in der bewachsenen Grünfläche zur Bismarckallee in Betracht gezogen worden. Diese wurde jedoch aufgrund von mehreren Trinkwasserbrunnen in dem Gebiet, sowie eines notwendigen „Dunkelkorridors“ für Fledermäuse als nicht geeignet, zu den Akten gelegte.